Name: Jenny, 2014-04

Der aufrechte Gang

Im Verlauf der Hominisation haben sich sowohl die  körperlichen Eigenschaften als auch geistige Fähigkeiten des Menschen herausgebildet. Der aufrechte Gang ist dabei die wohl am ehesten bemerkbare Veränderung.

Im Miozän ging die arborikal-quadrupede Fortbewegungsweise (Begriffe siehe unten) der Vorfahren der Menschenaffen in eine suspensorische  Fortbewegungsweise über. Voraussetzung dafür waren Umgestaltungen dirverser Körperteile (Arme, Beine und Rumpfskelett). Diese Umgestaltung, bei vielen Primaten-Arten des Miozäns nachweisbar, gilt wiederum als bedeutende Voranpassung für den späteren Übergang zu einer bodenlebenden, zweibeinig-aufrechten Fortbewegungsweise.

Mit Funden von Australopithicus-Fossilien  wurde erstmals erkannt,dass ein menschenähnlicher aufrechter Gang sich bereits lange vor dem Entstehen der Gattung Homo entwickelt hat.

Besonders hinsichtlich der Bewegungsabläufe und der Energieeffizienz des Australopethicus sind Ähnlichkeiten zum  modernen Menschen nicht  von der Hand zu weisen.Dabei ist er älteste fossile Beleg für einen von seiner Funktion her dem Menschen vergleichbaren Fuß ein vollständig erhaltener, 3,2 Millionen Jahre alter Mittelfußknochen vom  Australopithecus afarensis. Derweil liefern dem Homo erectus zugewiesene Fußspuren einen weiteren direkten Beweis für eine Form der aufrechten, zweibeinigen Fortbewegungsweise.

Zum Entstehen des aufrechten Ganges gibt es zahlreiche Hypothesen ,die einander nicht unbedingt ausschließen. Eine davon ist die Hypothese vom Zusammenhang von aufrechtem Gang und der Nahrungsaufnahme in einer bestimmten Haltung,welche vom Paläoanthropologen Kevin D. Hunt entwickelt wurde.

Diese Theorie beinhalte, dass Schimpansen zweibeinige Bewegungen  bei der Nahrungsaufnahmebei regelmäßig verwenden würden, diese Bewegungen somit nach einer gewissen Zeit zur Gewohnheit werden würden. Eine  zuvor  zeitweilige Bipedie hätte sich somit zu einer andauernden entwickelt. 

 

 

Wichtige Begriffe:

- quadrupede Fortbewegungsweise  (vorwärts geneigt und vierbeinig über Ästen schreitend)

- suspensorische Fortbewegungsweise(unter den Ästen hangelnd)

- Homologie (evolutive Herausbildung von Merkmalen,die charakteristisch für den anatomisch modernen Menschen sind )

- Bipedie (Fortbewegung auf zwei Beinen)

 

Skelettmerkmale:

Weitere Hinweise zum aufrechten Gang lassen sich anhand von Skelettmerkmalen erklären:

- ein zur Schädelmitte verlagertes Hinterhauptloch (zum Balancieren des Kopfes auf der Wirbelsäule)

- Oberschenkelknochen mit großem Kopf und langen Oberschenkelhals

- leichte X-Beinigkeit, somit liegen die streckfähigen Kniegelenke unter dem Körperschwerpunkt

- Fuß mit Fußgewölbe und in einer Reihe stehende Zehen

- Becken mit kurzen,breiten nach innen gedrehten Darmbeinschaufeln zum Abstützen innerer Organe und mit großen Ansatzflächen für den großen Gesäßmuskel, der die Beinstreckung ermöglicht

- S-Form der Wirbelsäule (zur Schwerpunktverlagerung des Beckens)

 

Hypothesen zur Entwicklung des aufrechten Gangs:

  • Das Fortbewegungssystem eines Tieres ist Teil einer komplexen Anpassung an bestimmte ökologische Gegebenheiten. Des Weiteren beeinflussen diese Umwelteinflüsse das Fortpflanzungsverhalten (Owen Lovejoy): Schimpansinnen ziehen ihr Kind ohne Beteiligung der Männchen groß und müssen dabei noch selbst auf Nahrungssuche gehen, während sie das Baby mit sich herumtragen.

    Die Zweibeinigkeit und ein verändertes Sozialverhalten förderten den Australopithicus in sexueller Hinsicht. Dadurch, dass sie zwei freie Hände hatten, konnten sie ihren Nachwuchs (welcher sich nicht mehr selbst festklammern konnte, weil kein Fell mehr vorhanden war) tragen und dabei Nahrung sammeln. Außerdem beteiligten sich auch immer mehr die Väter am Nachwuchs, sodass überhaupt mehr Nachkommenschaft ermöglicht wurde.
  • Der Wandel zum aufrechten Gang muss sich im Wald vollzogen haben, da die ersten Hominiden leichte Beute für wilde Tiere gewesen wären, hätte er sich in den Savannen vollzogen.
  • Die Bipedie könnte sich als eine effizientere Fortbewegungsweise erwiesen haben, da durch den Rückgang der Wälder die in bewaldeten Habitaten vorkommenden Nahrungsquellen zu weit auseinander lagen, um effizient genutzt werden zu können. Die Menschaffen zu dieser Zeit seien also nur durch ihre Fortbewegungsweise menschlich gewesen, da sie nur ihre Methodik zur Nahrungsbeschaffung änderten. Die Hände, Kiefer und Zähne blieben den der Affen gleich.
  • Die Bipedie könnte aufgrund der Notwendigkeit entstanden sein, über hohes Savannengras zu gucken, um mögliche Fressfeinde früh zu erkennen.
    Des Weiteren erwies sie sich vermutlich als günstige Körperhaltung für die Kühlung des Körpers während der Futtersuche.

Folgen des aufrechten Gangs:

  • die Hände wurden von den Fortbewegungsaufgaben befreit und verstärkt zur Nahrungsgewinnnung/-aufbereitung, Verteidigung und zum Gebrauch und Herstellung von Werkzeugen gebraucht (dadurch haben sich auch Eck- und Schneidezähne verkleinert).

  • die Nacken- und Kaumuskulatur haben einen verringerten Einfluss auf die Schädelausformung gehabt, weil der Schädel auf der Wirbelsäule balanciert werden musste und daraufhin vom expandierten Gehirn bestimmt wurde.

  • Auf die Entstehung des aufrechten Ganges und in selektiver Rückkopplung mit der immer vielfältiger einsetzbaren Hand folgte stammesgeschichtlich die enorme Entfaltung von Schädel und Gehirn.

 

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