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Name: Paul Miller & Lisa Aderhold
Marie Krannich 2021-02

 

Übersicht:

Bei Drogenabhängigkeit handelt es sich um das ständige Verlangen, eine psychotrope Substanz zu sich zu nehmen und diese Einnahme nicht in absehbarer Zeit abzusetzen. Weiterhin hat die betroffene Person Schwierigkeit, den Konsum der Droge zu regulieren und zu kontrollieren. Dabei ist der Konsument darauf erpicht, neue Formen des Bewusstseins zu erleben. Dies wird dadurch hervorgerufen, dass die Droge die neuronalen Systeme besetzt, Dopamin ausschüttet und somit Freude und Belohnung vermittelt.

Der dauerhafte Konsum führt dazu, dass Alltagsverpflichtungen und andere Aktivitäten vernachlässigt werden. Obwohl sich die Person, der Gefahren, die die Droge mit sich bringt, bewusst ist, fängt sie an, immer größere Mengen der Substanz einzunehmen um sein Verlangen zu stillen.

Das führt schlussendlich dazu, dass sich das menschliche Gehirn an den dauerhaften Konsum gewöhnt und die betroffene Person von Abhängigkeit geprägt ist.

 

Sucht und Abhängigkeit im Detail

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Abhängigkeit wie folgt:

Abhängigkeit ist ein Zustand von periodischem oder chronischem Angewiesensein auf bestimmte Substanzen oder Verhaltensweisen. Eine Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch das Auftreten von Entzugserscheinungen bei Abwesenheit der Substanz oder der Tätigkeit sowie durch Toleranzentwicklung und die dadurch erforderliche Dosissteigerung ohne Rücksicht auf körperliche oder psychische Zerstörungszeichen.

Obwohl 1964 der Begriff der Sucht gegen den der Abhängigkeit ersetzt worden ist, werden mittlerweile wieder beide Begriffe nebeneinander genutzt. Weitere Ausdrucksweisen für abhängiges Verhalten sind Missbrauch und schädlicher Gebrauch.

 

1 Unterscheidung von Abhängigkeiten

Um den Überblick besser behalten zu können unterscheidet man, wenn man von Süchten spricht, zwischen stoffgebundenen und stoffungebundenen Abhängigkeiten.

 

1.1 Stoffgebundene Abhängigkeiten

1.1.1 Ist von einer stoffgebundene Abhängigkeit die Rede, spricht man generell von Substanzen, die für die jeweilige Abhängigkeit verantwortlich sind, da sie auf eine bestimmte Weise (stimulierend / beruhigend) auf das Gehirn wirken. Es wird demnach etwas konsumiert. Darüber hinaus verändern sie das Bewusstsein und das Erleben der Realität, sowie die Gefühlslage. Solche Veränderungen der Gefühle reichen von einer oberflächlichen Anregung bis hin zu einer tiefgehenden Veränderung des Bewusstseinszustandes und des Gefühlserlebens.

Mit dieser Form der Abhängigkeit einhergehend ist die psychische Sucht, das jeweilige Suchtmittel zu beschaffen und dieses einzunehmen. Diese wird einem unwiderstehlichen Drang gleichgesetzt.

 

1.1.2 Bei Abwesenheit des Suchtmittels, kommt es in der Regel zu Entzugserscheinungen, die in ihrer Intensität und Dauer je nach Art der Droge und Entzugsdauer variieren. (siehe 2.)

 

1.1.3 Beispiele für Suchtmittel, die eine stoffgebundene Abhängigkeit verursachen (können) sind sowohl LSD; Cannabis und Kokain (in DE illegal), als auch Nikotin, Alkohol und Medikamente (in DE legal).

 

1.2 Stoffungebundene Abhängigkeiten

Unter stoffungebundenen Abhängigkeiten versteht man in der Regel jene, die nicht durch eine bestimmte Substanz, sondern durch eine Handlung verursacht werden. Abhängig wird der/die Betroffene hierbei, da bei Durchführung der jeweiligen Tätigkeit bestimmte Glückshormone (z.B. sog. Endorphine) ausgeschüttet werden.

1.2.2 Kommt es zum Entzug von der jeweiligen Handlung können ebenso Entzugserscheinungen auftreten, die keine klaren Unterschiede zu denen der stoffgebundenen Abhängigkeit aufweisen.

1.2.3 Kaufsucht, Sexsucht, Arbeitssucht und Sportsucht sind Beispiele für stoffungebundene Abhängigkeiten.

 

2 Ursachen/Wege in die Abhängigkeit

2.1 Ursachen

Wie und ob der/die Betroffene in die Abhängigkeit ,,rutscht”, ist von Person zu Person unterschiedlich. Einfluss darauf, wie schnell sich eine Gewohnheit zu einer Sucht entwickelt, hat jedoch immer das soziale Umfeld, also Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen aber auch der generelle Lebensstand der Person. Darüber hinaus hat die soziale Schicht, in der ein Mensch aufwächst bzw. lebt auch immer eine Wirkung auf jenen.

 

2.2 Der Weg in die Sucht

Der Weg in die Sucht lässt sich in 4 Punkte untergliedern.

 

*Grafik: 4 Punkte mit Pfeilen*

 

  1. Der Gebrauch (eines Suchtmittels bzw das Vollziehen einer Handlung)

  2. Der Genuss

  3. Der Missbrauch

  4. Die Gewöhnung

 

zu 1.Unter dem Gebrauch versteht man die sinnvolle Anwendung von Suchtmitteln (z.B.: eine medizinische Indikation)

zu 2. Die Phase des Genusses ist dann erreicht, wenn der Gebrauch nicht mehr notwendig ist, aber fortläuft, da er als angenehm empfunden wird.

zu 3. Der Missbrauch ist gekennzeichnet durch eine schädliche Verwendung (qualitativer oder quantitativer Art) des Genussmittels. (z.B.: Handynutzung im Straßenverkehr, Einkaufen trotz Kontoüberziehung, Alkoholkonsum am Arbeitsplatz)

zu 4. Als Gewöhnung wird die geistige und/oder körperliche Bindung an das Suchtmittel bzw. die Handlung bezeichnet. (z.B.: der/die Betroffene braucht seine/ihre Zigarette // sein/ihr Handy zur Beruhigung)

 

Im Anschluss folgt eine Abhängigkeit, die aufgrund der Gewöhnungsphase in der Regel mit einer Dosissteigerung verbunden ist. Hierbei reicht die ,,normale” Dosierung dem/der Betroffenen für die erwünschte/gebrauchte Wirkung nicht mehr aus (siehe 3.) und muss deshalb in Quantität bzw. Qualität gesteigert werden.

 

3 Synaptische Vorgänge am Beispiel von Morphium

Morphium ist ein schmerzlinderndes Opiat, das auch in der Medizin häufig genutzt wird. Ihre Wirkung entfalten Optiate, indem sie in der Membran von Nervenzellen an spezielle Rezeptoren andocken, die sich vor allem im Hirnstamm und dem Rückenmark befinden.

An diese Opiatrezeptoren binden sich im Normalfall Endorphine (=endogene Morphine), die sowohl die Schmerzweiterleitung hemmen, als auch eine euphorisierende Wirkung hervorrufen. Jene werden eigentlich bei Stress oder Verletzungen vom Körper ausgeschüttet.

Neben diesen Opiatrezeptoren befinden sich in den Zellmembranen auch Rezeptoren, an die Neurotransmitter chemische Substanz, die eine Erregung im Nervensystem weiterleitet) wie Noradrenalin und Dopamin andocken können. Jene Neurotransmitter sind essenziell für die Schmerzweiterleitung. Denn verbinden sich Noradrenalin oder Dopamin mit den Rezeptoren, wird ein Enzym aktiviert, das sich Adenylatcyclase nennt. Dieses Enzym treibt die Produktion von cyclischem Adenosinmonophosphat (cAMP) an. Damit erfolgt die Weiterleitung von (hier:) Schmerzsignalen.

Bei Anwesenheit endogener oder exogener Opiate konkurrieren die Opiatrezeptoren mit den Transmitterrezeptoren um die Adenylatcyclase, denn bindet das Enzym an die Opiatrezeptoren, wird die cAMP-Bindung und damit die Schmerzweiterleitung blockiert.

Einer Blockade der cAMP Rezeptoren wirkt die Zelle entgegen, indem sie neue Rezeptoren bildet. Aufgrund dessen muss bei jedem weiteren Opiat die Dosis gesteigert werden.

 

*2 Grafiken Schmerzsynapsen*

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Folgen von & Wege aus der Abhängigkeit

4.1 Folgen

Die Folgen einer Abhängigkeit variieren von Konsument zu Konsument. Je nachdem ob und was konsumiert worden ist, treten unterschiedliche Konsequenzen auf. Neben gravierenden psychischen Störungen kommt es auch zu körperlichen Beeinträchtigungen. Die Folgeschäden können für einen verfrühten Tod des Abhängigen verantwortlich sein. Darüber hinaus vernachlässigt der/die Betroffene häufig seine/ihre Grundbedürfnisse, wie ausreichend Schlaf, (gesunde) Ernährung und ein bestehendes soziales Umfeld. Im Falle einer stoffgebundenen Abhängigkeit sorgt das Suchtmittel für z.B. ein Unterdrücken des Hunger-oder Müdigkeitsgefühls. Da der/die Abhängige sein/ihr gesamtes Leben der Beschaffung und dem Konsum der Droge bzw. dem Ausführen der Tätigkeit widmet, tritt das ,,wahre” Leben nach und nach in den Hintergrund. Prioritäten ändern sich meist unbewusst. In vielen Fällen sind sich Betroffene vorerst ihrer Sucht nicht richtig bewusst oder begegnen dieser Erkenntnis durch Verdrängung. Darüber hinaus ist es für viele auch nach einem erfolgreichen Entzug schwierig, den Weg zurück ins Leben zu finden, da sich deren soziales Umfeld meist auf andere Konsumenten beschränkt.

 

4.2 Wege aus der Abhängigkeit

Glücklicherweise bestehen heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, sich auf dem Weg aus der Sucht professionell helfen und beistehen zu lassen. In Form von Kliniken, die eine Entwöhnung ermöglichen, durch (Gruppen)therapiestunden psychischer Labilität entgegenwirken und durch den Kontakt mit Gleichgesinnten ein gesundes und verständnisvolles soziales Umfeld schaffen, sind immer mehr Menschen erfolgreich auf ihrem Weg aus der Sucht.