Name: Anne Schaupp
Vererbbare Krebserkrankungen
Was versteht man unter vererbbaren Krebserkrankungen?
Vererbbare Krebserkrankungen stellen eine bedeutende medizinische Herausforderung dar, da sie durch genetische Mutationen/Störungen in den Zellen verursacht werden, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten in Familien darstellen. Es gibt Eltern, die Überträger sein können, aber das gilt nicht immer unbedingt! Diese Erkrankungen spielen eine entscheidende Rolle in der Onkologie (Diagnostik, Therapie, Nachsorge von Krebserkrankungen und Entwicklung von vorbeugenden Maßnahmen) und erfordern ein gewisses Verständnis der genetischen Vererbung sowie dabei möglich entstehende Maßnahmen und daraus folgende Therapien, um das Risiko und die Auswirkungen dieser Krankheiten zu verringern.
Was ist überhaupt Krebs?
Krebs wird als Erkrankung des Erbmaterials von Zellen angesehen. Hierbei handelt es sich um eine Ansammlung von Zellen (Krebsgeschwulst). Ein Zellüberfluss entsteht durch unkontrollierte Mitosen, die neues Gewebe bilden
(meist bösartig). Bezeichnet wird diese Ansammlung von Zellen als Tumor. Es wird zwischen zwei Tumorarten unterschieden. Zum einen gibt es die ,,Benigne‘‘ (gutartigen) Tumore. Die Benigne Tumore entstehen aus normalen Zellen, welche örtlich beschränkt sind, sich vom umliegendem Gewebe abkapseln und nicht ins Gewebe eintreten (=umgangssprachlich ausgedrückt: ,,Der Krebs streut nicht!‘‘). Zum anderen gibt es die ,,Maligne‘‘ (bösartigen) Tumore, welche aus Milliarden entarteter Zellen entstehen. Diese Zellen können dann in das benachbarte Gewebe eindringen, sich dort einsiedeln und das Gewebe zerstören (=umgangssprachlich hier ausgedrückt: ,,Der Krebs kann streuen!‘‘). Es bilden sich Metastasen.
Mediziner unterscheiden trotz alledem zwischen Karzinomen (Hauttumore bzw. Epithelgewebe), Sarkomen (Gewebe innerhalb des Körpers/Tumor des Mesenchym) und einer häufig bekannten bösartigen Vermehrung von Blutzellen (Leukämie). Ein mögliches Gleichgewicht und Schutz von Zellteilung- und vermehrung stellen bestimmte Gene dar. Es gibt die Proto-Onkogene. Sie codieren Proteine, die das Zellwachstum und die Teilung fördern (z.B. Wachstumsfaktoren). Eine Mutation kann zur ungebremsten Zellteilung führen (Proto-Onkogene werden zu Onkogenen). Weiterhin spielen die sogenannten Tumorsupressor-Gene eine wichtige Rolle. Tumorsupressor-Gene hemmen die normale Zellteilung, kontrollieren den Zellzyklus und leiten bei Fehlern die Apoptose ein. Wenn es hier ebenfalls zu einer Mutation kommt, dann kann es passieren, dass die Zellteilung nicht mehr gehemmt werden kann. Enzyme können die Schäden möglicherweise an den Genen reparieren und das Gleichgewicht kann wieder hergestellt werden.
Wenn die Reparatur (durch sogenannte Reparaturpolymerasen) nicht stattfinden kann, dann werden weitere Abwehrmechanismen eingeleitet. Die Zelle, wenn nicht schon bereits versucht, wird dazu gebracht, sich selbst zu zerstören (Apoptose). Verantwortlich dafür ist das Immunsystem mit den t-Zellen und natürlichen Killerzellen (damit gemeint sind: weiße Blutkörperchen/Leukocyten). Wenn dieser Abwehrmechanismus nicht stattfinden kann, kommt der dritte Abwehrmechanismus ins Spiel. Die Krebszelle braucht Sauerstoff, um zu überleben. Der Körper versucht die Sauerstoffzufuhr zu unterbrechen, indem er die Krebszelle mit gesunden Körperzellen bedeckt. Einigen Krebszellen gelingt es durch die Abdeckung Signale an umliegende Blutbahnen zu senden, wodurch dann sehr dünne Adern wachsen können. Diese gelangen zu den eingekapselten Krebszellen und versorgen sie mit Nährstoffen (Sauerstoff). Allgemein ist Krebs also ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Krankheiten, bei den sich Körperzellen
unkontrolliert vermehren. Sie verdrängen und zerstören körpereigenes Gewebe.
Was sind die Ursachen/Auslöser für Krebs?
Jeder Mensch hat 102 Krebsereignisse täglich, doch diese geraten unter normalen Bedingungen nicht außer Kontrolle. Ungefähr 7,9 Mio. Menschen sterben jährlich daran. Verantwortlich für Krebserkrankungen sind zufällig
entstehende Mutationen bei der Zellteilung oder dem Stoffwechsel, Umweltfaktoren und bei erblichen Veranlagungen. Zur Krebsentstehung sind in den meisten Fällen mindestens zwei Mutationen notwendig. Zum einen die Regulation der Zellteilung an einem Gen und zum anderen an einem Gen für die Kontrolle/Ordnung im Gewebe. Weitere Faktoren für Auslöser von Krebs:
- Art der eigenen DNA
- Immunsystem
- Zusätzliche Störfaktoren im Alltag wie kanzerogene Stoffe (Zigarettenrauch, Alkohol und Dioxine (verbranntes Essen))
- Umweltgifte (mutagene Stoffe)
- Viren (humane Papilliomviren (Erreger bestimmter Warzen & HIV)) und auch Strahlungen.
Kennzeichen für Κrebs sind:
- Unkontrollierte Zellteilungen (Wucherungen)
- Verlust der Fähigkeit der Zellen zur Differenzierung
- Krebszellen verdrängen gesundes Gewebe und abgelöste Zellen bilden Tochtergeschwulste.
Ist Krebs vererbbar und wenn ja, welche Folgen kann dies für einen Betroffenen haben?
Fünf bis zehn Prozent aller Krebsbetroffenen haben eine angeborene Mutation im Erbgut, die die Entstehung von Krebs stark erhöht. Dies nennt man auch erbliche Veranlagung. Wenn Personen von solch einer angeborenen Mutation betroffen sind, dann sind sie natürlich auch anfälliger für Krebserkrankungen als Andere. Krebsarten wie zum Beispiel Eierstock- und Brustkrebs sind dabei von großer Bedeutung. Trotz alledem erkranken nicht alle Personen an Krebs, die eine Mutation mit sich tragen. Der Vater oder die Mutter vererben die Mutation an ihre Kinder. Es besteht immer ein Risiko von 50%-iger Vererbbarkeit. Hat ein Kind die Mutation nicht geerbt, dann können dessen Kinder später ebenfalls nicht erkranken. Meistens überspringt die Mutation keine Generationen.
Um die erblich bedingte Krebserkrankung etwas genauer zu beschreiben, handelt es sich dabei um eine ,,Keimbahnmutation‘‘, die durch die Ei- oder Samenzelle in die Zygote gelangt. Keimbahnmutationen sind Mutationen, die bei beiden Geschlechtern auftreten können. Dies geschieht durch Fehler bei Meiose und der DNA-Replikation in den Stadien eins und zwei.
Keimbahnmutationen sind daher in allen Körperzellen nachweisbar und somit auch vererbbar. Bedingen diese Mutationen zum Beispiel Erreger/ Substanzen, werden sie als erbliche Mutationen einer erblichen Erkrankung definiert, die prä- und postnatal (vor und nach der Geburt) getestet werden können. Tumorsyndrome werden meistens durch autosomal-dominante Erbgänge vererbt. Die meisten Krebserkrankungen treten erst im Laufe des Lebens auf und werden nicht vererbt. Weil Krebs häufig ist, können
mehrere Krebskrankheiten in einer Familie auftreten. Dies allein bedeutet nicht immer, dass in dieser Familie eine erbliche Veranlagung vorliegt. Hinweise auf eine Veranlagung sind:
- Eine Krebsart kommt gehäuft vor
- Mehrere Generationen hintereinander sind an Krebs erkrankt
- Krebs tritt im jungen Lebensalter auf (50 Jahre oder jünger bei Brust-, Darm- oder Gebärmutterhalskrebs)
- Mehrere gleichzeitig oder hintereinander auftretende Krebserkrankungen bei einer Person kommen vor.
Wenn eine Person Krebs hat, kann es zu bestimmten Folgen kommen. Betroffene Organe können nicht normal funktionieren. Es kann zur Schädigung des Zellgewebes kommen, was möglicherweise einen Darmdurchbruch zur Folge hat. Außerdem wird das gesunde Gewebe verdrängt. Dies kann wiederum zum Zusammendrücken von Blutgefäßen führen, wodurch auch Nervenzellen beschädigt werden. Es kommt zum starken Gewichtsverlust, Kräfteverfall, Schmerzen, Haarausfall (mögliche Chemotherapie), Blut im Urin oder auch Hautveränderungen.
Welche Krebstypen können erblich bedingt sein und wie behandelt man diese?
Es gibt mehrere bekannte vererbbare Krebssyndrome, die auf spezifische Genmutationen zurückzuführen sind. Ein bekanntes Problem ist das erbliche Brust- und Eierstockkrebs-Syndrom, das durch Mutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen verursacht wird.
Personen, die einer Mutation unterliegen, haben ein stark erhöhtes Risiko an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken. Frauen mit einer solchen Mutation haben in ihrem Leben ein Risiko von etwa 60-70% für Brustkrebs und 40-50% für Eierstockkrebs. Bei Männern haben ein erhöhtes Risiko für Brust- und Prostatakrebs. Bei beiden Geschlechtern kann das Risiko an Bauch-speicheldrüsenkrebs oder an schwarzem Hautkrebs (Melanom) zu erkranken, erhöht sein. Ein weiteres bekanntes vererbbares Krebssyndrom ist das Lynch-Syndrom (auch bekannt als hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom, HNPCC). Es wird durch Mutation in Genen wie beispielsweise MLH1, MSH2, MSH6, PMS2 oder EPCAM verursacht und stellt ein Risiko für Darmkrebs sowie für andere Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs oder auch Magenkrebs dar. Das familiäre adenomatöse Polyposis,Syndrom (FAP) ist ein weiteres Beispiel für ein vererbbares Krebssyndrom. Durch einige Mutationen im APC-Gen kann es auch zur Bildung von vielen Darmpolypen kommen, die ebenfalls das Risiko von Darmkrebs erhöhen.
Wenn nun der Krebs bei einer Person ausgebrochen ist, gibt es mittlerweile unterschiedliche Behandlungsmethoden. Bei Erkrankungen gilt generell, je früher man den Krebs entdeckt, desto besser sind die Heilungs-chancen. Die erste Möglichkeit ist die Operative Entfernung (lokale Behandlung). Der Tumor wird durch einen chirurgischen Eingriff im Idealfall komplett entfernt (möglich bei bspw. Brust- und Hautkrebs), eine vollständig Heilung ist nur dann möglich, wenn der Tumor noch nicht gestreut hat und komplett entfernt werden konnte. Die zweite Möglichkeit ist die Strahlentherapie (ebenfalls lokale Behandlung). Hierbei gibt es die direkte Strahleneinwirkung, wo der Elektronenstrahl die Moleküle in der DNA aufbricht und diese zerstört.
Weiterhin gibt es dazu noch die indirekte Strahlenwirkung (Gamma- oder Röntgenstrahlung), die dafür sorgt, dass Wassermolekülen den Zellen auf die Strahlung reagieren und es damit zur Bildung von freien Radikalen kommt. Im besten Fall kommt es auf der DNA zu chemischen Veränderungen (Enzyme & Moleküle der Krebszelle werden zerstört), sodass diese abstirbt. Die bekannteste Art der Krebsbehandlung ist die Chemotherapie (generalisierte Behandlung).
Diese Art der Behandlung ist sehr aggressiv, da auch gesunde Körperzellen angegriffen werden. Es kommt zu schweren Nebenwirkungen: z.B. Übelkeit, Haarausfall oder auch Müdigkeit. Weitere Methoden sind die Antikörpertherapie oder auch die Stammzelltherapie. Es gibt eine Vielzahl von Alternativen für die Behandlung von Krebs. Diese sind sehr unterschiedlich und individuell. Um aber den Ausbruch von Krebs zu vermindern, sollte sich jeder regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen unterziehen.
Typische Fragen möglich Betroffener
- Was kann ich tun?
- Was ist eine genetische Beratung (oder auch ein Gentest)?
- Bin ich nun wirklich von einer vererbbaren Krebserkrankung betroffen?
Damit Krebs frühzeitig erkannt wird, gibt es auch eine genetische Beratung. Dabei wird abgeklärt, ob eine Person eine Veranlagung haben könnte. Man wird über erblich bedingte Krebserkrankungen informiert, den Ablauf eines Gentests und dessen Kosten.
Kurzer Einschub (= Was ist ein Gentest?):
Ein Gentest untersucht das Erbgut unserer Zellen. Dafür wird den möglich betroffenen Blut abgenommen. Das Resultat, ob man nun Träger mehrerer Mutationen ist, teilt dann der Arzt mit. Bei einer nachgewiesenen Veranlagung werden verschiedene Maßnahmen zur Früherkennung von Krebs empfohlen. Eine mögliche Empfehlung ist dabei die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung oder man unterzieht sich einem chirurgischen Eingriff (wie z.B. bei Brustgewebe). Außerdem sollte die betroffene Person einen risikoarmen Lebensstil führen (generell empfehlenswert). Dazu gehört das Nichtrauchen, eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, normales Körpergewicht, wenig Alkohol und Sonnenschutz (Stichwort: Hautkrebs). Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.