Name:
Thomas Beier, 2014
Marint Wall, 2016-06
Märzrevolution 1848/49
Vorhergehend: Februarrevolution in Frankreich 1848, Ausrufung der 2. Republik
5.3.1848: Heidelberger Versammlung => Einladung zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung (Vorparlament)
6.3.1848: Ludwig I v. Bayern verspricht Reformen
13.3. – 19.3.1848 Aufstände in Wien, Berlin, Offenburg
19.3.1848 Erste Rechte werden gewährt
22.3.1848 Friedrich Wilhelm IV (Niederlande) verkündet Reformen
31.3. – 3.4.1848 Frankfurter Vorparlament
1.5.1848 Wahl der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt und der
preußischen in Berlin
18.5.1848 Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche
21.9.1848 Verkündung der Deutschen Republik
Okt.- Nov. 1848 Bürgerkrieg in Wien, Oktoberrevolution
27.12.1848 Verabschiedung der Grundrechte des deutschen Volkes
14.4.1849 Anerkennung durch 28 deutsche Staaten
4.5.1849 Aufruf zur Reichsverfassungskampagne
Märzaufstände 1848
Preußen, Berlin:
Straßenkämpfe
Kleinbürgerliche Revolution
Bürgerwehr, Parlamentarismus (Preußische Nationalversammlung)
Österreich, Wien:
- Straßenkämpfe
- Sozialrevolution der Unterschichten
=> Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaats, ungarischer, italienischer Nationalismus
- Sturz Metternichs, Presse-, Versammlungsfreiheit, Bürgerwehr
Klein- und Mittelstaaten:
- Bauernrevolten (soz. Lage) => Zugeständnisse
- Volksversammlungen und Demonstrationen
- In Städten: Bildungs-, Besitzbürgertum als Hauptträger
- Republikanisch-soziale Revolution simultan zu bgl. Revolution („Deutsche Revolution“)
- Erfüllung der Märzforderungen (Märzministerien)
Erfolge: Einberufung einer Nationalversammlung.
politische Ursachen |
soziale Ursachen |
-Unterdrückung der national-liberalen Bewegung durch die restaurativen Kräfte |
Proletarisierung der Unterschicht (=Pauperismus) durch: |
- Julirevolution in Frankreich 1830 |
- Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit |
- z.T erfolgreiche nationale Aufstände (Griechenland, Polen, Italien, Belgien) |
- Bevölkerungswachstum (Arbeitsplatzmangel) |
- Konstitutionalisierung in einzelnen Gliedstaaten des Deutschen Bundes |
- Missernten --> führen zu: |
- häufige lokal begrenzte Demonstrationen in D (Hambacher Fest, Protest der Göttinger 7) |
- Landflucht (Emigration) - Unruhen (Schlesischer Weberaufstand 1844) |
Anlass: Februarrevolution 1848 in Frankreich (Sturz der Monarchie, Einführung der Republik)
Märzrevolution 1848:
Das Vorparlament:
- Ende März 1848 in Frankfurt
- Vertreter der Landtage und Städtekammern
- Forderungen: -mehr bürgerliche Freiheiten
-ein geeintes deutsches Vaterland
-fortschrittliche Verfassung
-direkte gewählte Volksvertretung
Beschluss: Wahlen für die Nationalversammlung
-in allen deutschen Klein- und Mittelstaaten
-wahlberechtigt: volljährige Männer
-Wahlbeteiligung: 75%
Verlauf und Ergebnisse:
Zunächst große Erfolge:
März: Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse
Verfassungsgebungsprozess in den Teilstaaten
18. Mai: Zusammentritt der verfassungsgebenden Nationalversammlung in der
Frankfurter Paulskirche (1. frei gewähltes gesamtdeutsches Parlament)
ABER:
April 1848: Auseinanderbrechen der revolutionären Kräfte
(gemäßigt-bürgerliche vs. radikal-republikanisch)
ab Herbst: Konterrevolution der wiedererstarkten Monarchen
März 1849: Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm 4.
Reaktionäre Ära in Preußen und im deutschen Bund ab 1849
Die Ölmitz-Rede Bismarcks (3.12.1850):
-Wiederherstellung des dt. Bundes (Beendigung der „Unionsidee“)
-Wiederanknüpfen an Legalität
-Unterdrückung der Revolution in Preußen und im dt. Bund
Maßnahmen zur Umsetzung:
-starkes monarchistisches Element in der preuß. Verfassung (Einfluss auf alle Gewalten)
-Gründung des Polizeivereins zur Verfolgung von Revolutionären
-Bevormundung der Pressefreiheit (Beschlagnahmungen, Strafen)
Ehrung der Märzgefallenen durch Friedrich Wilhelm IV
Demütigung? |
Geschickter Schachzug/Scheinbares Entgegenkommen? |
|
|
=> Vorentscheidung für das deutsche Kaisertum im Deutschen Reich
Die Nationalversammlung in der Paulskirche
(Bestehend aus Vertretern des Bürgertums)
18.5.1848: Paulskirche, Frankfurt als Hauptstadt des Deutschen Bundes, Wahlort des Kaisers => Zentraler Handlungsort der Revolution
- Schaffung von Menschen- und Bürgerrechten
- Persönliche Freiheit
- Grenzfrage (Definition „Deutsch“)
- Verfassung
- erstes frei gewähltes gesamtdeutsches Parlament
- ab 18. Mai 1848 in der Paulskirche
- Abgeordnete größtenteils geistig-gesellschaftliche Elite (Beamte, Professoren, Bankiers)
- die äußerste Linke für demokratische Republik
- Mehrheit favorisiert konstitutionelle Monarchie
- Bildung fester Fraktionen im Parlament
Beschlüsse der Nationalversammlung:
- Einsetzen vorläufiger Zentralgewalt (Erzherzog von Österreich wird zum Reichsverweser
gewählt und ernannte Regierung)
- Grundrechte 1848:
-persönliche und politische Freiheit
-Gleichheit (v.a. vor dem Gesetz)
-Glaubens- und Gewissensfreiheit
-Meinungs- und Pressefreiheit
aber: -Frauen ohne politische Rechte
-Verfassung 1849: konstitutionelle Monarchie mit Erbkaisertum für kleindeutsches Reich
Ende der Nationalversammlung:
- Friedrich Wilhelm 4. lehnt die Krone ab („Knecht eines Prinzips, einer Nationalversammlung“)
- er verbietet preußischen Abgeordneten weitere Teilnahme
- Aufstände im Rheinland, in der Pfalz, in Dresden, in Baden entstand eine neue Regierung
- Preußen schlägt Aufstände militärisch nieder
- restlichen Abgeordneten fliehen als Rufparlament nach Stuttgart
- Militär löst das Rufparlament am 18. Juni 1849 auf
Erbe der Paulskirche: -Prinzip der Rechtstaatlichkeit und Grundrechte
-Bildung von Parteien und Klubs
- Entstehung von wirtschaftlichen Interessenverbänden
-Tageszeitung/Presse
Übergangsregierung:
Johann v. Österreich als „Reichsverweser“, Exekutive Gewalt ohne eigene Einnahmen, Militär und Beamten
Entstehung des deutschen Parlamentarismus:
- Organisation und Partizipation
- Fraktionsbildung: Gruppen mit ähnlichen oder gleichen Interessen
- „Parteienbildung“ => Frankfurter Wirtshäuser
- Rechts-/Linksschema des Parteienspektrums: Rechts => Konservativ, Links => Gleichheit, Gerechtigkeit, Reformen
- Politisierung der Öffentlichkeit: Parlamentsdebatte, Pressefreiheit
Debatten:
Republik (Demokraten):
- Großdeutschland: Preußen + Österreich + Restdeutschland
- Parlament, Demokratie
- Allgemeines Wahlrecht
- Volkskaiser, Wahl
- Zentralistisch
Freiheit (Liberale):
- Konstitutionelle Monarchie
- Kleindeutsche Lösung (Preußen + Restdeutschland)
- Zensuswahlrecht
- Erbkaisertum
- Partikularistisch
Der Waffenstillstandsvertrag mit Dänemark
April 1848: Dänemark will Schleswig annektieren: Deutsche Öffentlichkeit => Preisgabe Schleswig wäre eine Verletzung der nationalen Ehre
Nationalversammlung muss dem Waffenstillstand nach vorherigem Verwerfen unter Druck bestätigen
Volk ist empört: Sturm auf die Paulskirche, Niederschlagung durch preuß. und österr. Militär => Ansehen erschüttert:
a) Abhängigkeit von den beiden Vormächten
b) Schwäche gegenüber den revolutionären Linken
Die Verfassung:
- Konstitutionelle Monarchie (Erbkaisertum)
- Kaiser als Oberbefehlshaber/Reichsoberhaupt => Exekutive
- Privileg: Einberufung und Schließung des Reichstags, Ernennung/Entlassung der Reichsregierung (Minister)
- Gleiche und geheime Wahlen alle 3 Jahre der Legislative (Reichstag)
- Reichstag:
- Staatenhaus (Monarchen der Bundesstaaten)
- Volkshaus (1 Abgeordneter auf 50000 Einwohner)
- Parlament: Gesetzgebung, Budgetrecht => Kontrolle der Regierung
- Kleindeutsche Lösung
=> langfristig: Übergewicht des Parlaments, kurzfristig: Übergewicht des Kaisers
- Föderales System
- Grundrechte (Gleichheit vor Gesetz, Freiheit der Person, Glaubensfreiheit, Freizügigkeit)
=> Kompromiss zwischen rechten und linken Forderungen
- ABER: Friedrich IV lehnt die Krone ab („Straßenpflasterkrone“, er beruft sich auf Gottesgnadentum, nur Gott kann zum König legitimieren) => Die Verfassung und die Revolution sind gescheitert
- Radikale, linke Demokraten: „Verrat“ an der Revolution, lediglich Reformen
- Gemäßigte Rechte/Liberale: Fortschritt, erste ein Anfang, mehr ist noch nicht machbar, Vermeidung von Reaktion, Gesellschaft ist noch nicht bürgerlich/gebildet genug
Das (kurzfristige) Scheitern der Revolution
- Ablehnung der Kaiserkrone durch König Friedrich Wilhelm IV von Preußen
- Die gemäßigten Liberalen Verlassen das Paulskirchenparlament, lassen sich auf Reformen mit den Fürsten ein
- Rumpfparlament: Demokratische linke Reste bleiben im Parlament, Verlegung nach Stuttgart, Aufruf zur „Verfassungskampagne“ => Maiaufstände
- Militärische Niederschlagung der letzten Aufstände, Auflösung des Rumpfparlaments
Mögliche Gründe des Scheiterns
- unterschiedliche Interessen innerhalb der Volksbewegung
- soziale Bedingungen: Bildungs- und Besitzbürger konnten nicht mehr das Anrecht darauf erheben, Repräsentanten der gesamten Bevölkerung zu sein, Arbeiterklasse noch nicht weit genug entwickelt
- Soziale Frage macht einen Kompromiss der Bevölkerung unmöglich
- Da das Großbürgertum gegen eine gewaltsame Umwälzung war und die Revolution unterdrückten, schwächten sie sich und die Massenbewegung selbst (Juni 1848: Arbeiter stürmen ein Zeughaus in Berlin um sich zu bewaffnen, Bürgerwehr erschießt Arbeiter, Oktober: Kämpfe zwischen Bürgerwehr und Arbeitern in Berlin) => Selbstüberschätzung der Bürger
- Kein zentraler Handlungsort
- Widerstand der Dynastien Preußen und Österreich
- Das liberale Bürgertum suchte Kompromisse mit den Fürsten statt Verbrüderung mit dem Volk
- Die Nationalversammlung besaß keine wirkliche Macht ggü den Staaten des Deutschen Bundes
- Moment der Schwäche der Monarchien konnte durch die lange Dauer nicht genutzt werden.