Die Nutzung von Feuer durch Vorfahren des Menschen und dessen Bedeutung

Wenn die Vorfahren des Menschen Feuer nicht selbstständig erzeugen und nutzen gelernt hätte, wäre das Leben wie wir es heute kennen nicht denkbar. Viele Dinge, die für uns mittlerweile alltäglich sind, wären definitiv nicht möglich, angefangen von der Zubereitung warmer Mahlzeiten bis hin zur Gewinnung von Energie zum Betreiben unserer elektrischen Geräte.

Der folgende Artikel geht zum einen näher auf verschiedene archäologische Funde ein, zum anderen auf Techniken zur Feuerentzündung und die unmittelbare Bedeutung des Feuers für die Vorfahren des Menschen. Die Orte, an denen die wichtigsten archäologischen Funde gemacht wurden sind auf der Karte eingezeichnet.

 

Archäologische Funde zur kontrollierten Nutzung von Feuer

In der afrikanischen Ost-Turkana, genauer gesagt in Koobi Fora fanden sich die frühesten Hinweise (ca. 1,5 Mio. Jahre alt) auf den kontrollierten Gebrauch von Feuer. Die Befunde sind jedoch nicht eindeutig. Deshalb gilt eine Fundstätte in Swartkrans (Südafrika) als ältester Nachweis für die Nutzung von Feuer durch einen Vorfahren des Menschen. Gefunden wurden 270 Knochenfragmente von Säugetieren mit Verbrennungsspuren sowie fossile Knochenreste von Homo ergaster. Temperaturrekonstruktionen bewiesen, dass die Verbrennungsspuren nicht durch ein Buschfeuer herrühren. Die Funde werden auf ein Alter von ca. 1 Millionen Jahren geschätzt. Es wird vermutet, dass Homo ergaster natürlich entstanden Feuer für sich nutzbar machte und in Höhlen einige Zeit aufrecht erhielt.

Die nächst jüngeren Spuren finden sich in Südfrankreich, in der Grotte de l’Escale und der Grotte d’Aldène und sind zwischen 600.000 und 650.000 Jahre alt. [...]

In Menez-Dregan wurde eine wahrscheinlich 465.000 Jahre alte Herstelle entdeckt. Als Herdstellen bezeichnet man, unabhängig von der Funktion, Feuerstellen die von einem flachen Ring aus Steinen umgeben sind. Bei richtiger Datierung wären dies die ältesten Beweise für die Kontrolle des Feuers durch den Vormenschen.

Allgemein üblich wurden Herdstellen jedoch vermutlich erst vor ungefähr 100.000 Jahren. [...]

In Deutschland sind die ältesten Spuren der Feuernutzung ungefähr 400.000 Jahre alt und wurden an Lagerstätten des Homo erectus in Bilzingsleben und Schöningen gefunden. Ähnlich alte Hinweise wurden fast überall in Europa und Asien, so z.B. in Zoukoudian gefunden. Da in Zoukoudian die Ascheschichten einen Durchmesser von bis zu 6m hatten, werden diese jedoch nicht allgemein als Beweise für die kontrollierte Nutzung von Feuer anerkannt. [...]

An keiner der bisher genannten Fundstellen wurden Werkzeuge zur Entzündung eines Feuers gefunden.

Techniken zur Erzeugung von Feuer

Nur 3 Techniken zur Generierung von Feuer spielen vor dem Hintergrund des Beginns der Nutzung des Feuers durch den Menschen eine Rolle. Diese sollen im folgenden vorgestellt werden.

1. Schlagmethode

Wie der Name schon sagt wird bei der Schlagmethode Feuer generiert, indem man 2 geeignete Objekte gegeneinander schlägt. Geeignet waren vor allem Pyrit- beziehungsweise Markasitstücke, die gegen einen quarzhaltigen Stein wie z.B. Chalcedon (oft auch Feuerstein genannt) oder ein weiteres Stück Pyrit geschlagen wurden. Beim Zusammenschlagen erhitzen sich die beiden Steine und kleine Splitter werden abgetrennt. Diese glühen und können einen Zunder (leicht ebtzündlicher organischer Stoff, oft Röhrenpilze) zum glimmen bringen. Durch Anblasen kann das Glimmen des Zunders zum offenen Feuer werden.

2. Reibungsmethode

Wieder ist der Name bezeichnend für die zugrundeliegende Technik: 2 Objekte aus trockenem Holz werden aufeinandergepresst und aneinander gerieben. An der Kontaktstelle wird das Holz sehr schnell sehr heiß und es entsteht Holzabrieb, der sich schnell zur Glut entzündet. Mithilfe eines Zunders kann dann, wie bei 1, ein offenes Feuer erzeugt werden. Andere Materialkombinationen (Knochen mit Holz, Stein und Holz,...) sind in Experimenten als ungeeignet nachgewiesen worden, konnten also auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von unseren Vorfahren nicht zum Entzünden von Feuer genutzt werden.

3. Verdichtungsmethode

Die Verdichtungsmethode wurde vorrangig in Indien und Indonesien zum Entzünden von Feuern genutzt. Dabei wurde Luft in einer Röhre mit Hilfe eines Kolbens zusammengepresst. Der Zunder in der Röhre beginnt durch die Wärmeentwicklung an zu glimmen. Die weitere Vorgehensweise ist wie bei 1 und 2.

 

Archäologische Funde zur selbstständigen Erzeugung von Feuer

Aufgrund der Materialien aus denen Werkzeuge zur Generierung von Feuer gemacht sind, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass diese, sollten sie in der Altsteinzeit schon genutzt worden sein, bis heute überdauert haben. Sowohl das Holz von Reibungsgeräten als auch die in der Schlagmethode genutzten Mineralien sind nicht so lange haltbar und können nur schwer zufällig konserviert werden.

Aus diesem Grund sind Pyritfunde (siehe Schlagmethode) aus Laussel in Frankreich und Starr Carr in Yorkshire, England, welche auf die jüngere Altsteinzeit datiert werden, die ältesten Belege für die Erzeugung von Feuer durch den Menschen.

Beim Fund des "Toten vom Hauslabjoch" in Italien wurde ein vollständiges, aus Pyrit, Schlagstein, einem Pilzzunder und dessen Aufbewahrungsgefäß bestehendes, "Set" zum Entzünden eines Feuers entdeckt. Dies ist die erste vollständige Feuergarnitur, die jemals entdeckt wurde und wird datiert auf die späte Jungsteinzeit.

Funde, die die Nutzung der Reibungstechnik belegen gibt es bereits aus der mittleren Altsteinzeit (also von vor 60.000 jahren) aus der Krapina Höhle in Kroatien. Diese gelten jedoch als umstritten. Sichere Nachweise gibt es erst in der Jungsteinzeit, doch ab dieser Zeit ist die Methode überall auf der Welt nachzuweisen, sowohl auf dem Amerikanischen Kontinent, als auch in Europa, Ozeanien und Afrika.

 

Erkenntnisse aus den archäologischen Funden

Sicher ist, dass der Mensch seit ca. 600.000 Jahren Feuer für sich nutzen kann. Vermutlich waren dazu sowohl Homo ergaster, Homo erectus, Homo antecessor und Homo heidelbergensis in der Lage. Selbst Feuer erzeugen kann der Mensch bzw. seine Vorfahren vermutlich seit der Mittleren Altsteinzeit (vor ca. 60.000 Jahren), sicher aber seit der jüngeren Altsteinzeit (also seit ca. 40.000 Jahren). Kulturträger dieser Entwicklung ist vermutlich der Homo sapiens. Jedoch ist aufgrund der geringen Haltbarkeit der Werkzeuge denkbar, dass bereits früher Feuer von den Menschen oder ihren Vorfahren selbst erzeugt wurde.

 

Jahre vor heute

2,5 Millionen – 200.000

200.000 - 40.000

40.000 – 10.000

10.000 – 6.000

6.000 – 4.000

Epoche

Frühe Altsteinzeit

Mittlere Altsteinzeit

Jüngere Altsteinzeit

Mittelsteinzeit

Jungsteinzeit

Existierende Urmenschen, Frühmenschen oder moderne Menschen

Urmenschen:

Homo rudolfensis, Homo habilis

Frühmenschen:

Homo heidelbergensis, Homo erectus

 

 

Homo sapiens Neanderthalensis

 

Homo sapiens sapiens

 

Homo sapiens sapiens

 

Homo sapiens sapiens

Funde als Belege für Nutzung von Feuer

 

 

 

 

 

Koobi Fora (umstritten), 1,5 Millonen Jahre alt;

Swartkrans, 1 Millionen Jahre alt;

Grotte d’Escale, Grotte d’Aldene (beide male ca. 600.000 Jahre alt);

Menez-Dregan, Herdstelle, ca. 465.000 Jahre alt;

Zoukoudian (umstritten), Bilzingsleben, Schöningen, alle ca. 400.000 Jahre alt

 

Herdstellen werden allgemein üblich, ab Alter von 100.000 Jahren, Funde auf der ganzen Welt

     

Funde als Belege für Generierung von Feuer

 

Krapina Höhle in Kroatien (umstritten): Werkzeuge der Reibungstechnik?

Laussel, Frankreich;

Starr Carr, England: Pyritfunde (Hinweise auf Schlagmethode)

 

Hauslabjoch, Italien: erste vollständige Feuergarnitur;

eindeutige Funde überall auf der Welt

Zusammenfassung der verschiedenen Funde

 

Bedeutung des Feuers für den (Ur-) Menschen

Versetzen wir uns in die Lage eines Ur- oder Frühmenschen. Was waren seine Bedürfnisse? Was war nötig, damit er überlebte und sich zum modernen Menschen weiterentwickeln konnte?

Die Bedürfnisse waren nicht so anders wie unsere Bedürfnisse heute. Am wichtigsten zum überleben: Essen, Trinken und Schutz vor Fressfeinden und Kälte. Feuer war zum Schutz vor verdursten wohl kaum von Bedeutung. Wie Feuer vor Kälte schützt, dürfte eigentlich klar sein. Der Schutz vor Kälte spielte allerdings lange keine bzw. kaum eine Rolle. Der ursprüngliche Lebensraum der Hominiden ist Afrika, wo lediglich Nachts die Temperaturen sanken und dann nur sehr selten unter den Gefrierpunkt. Selbst dann war ein Feuer nicht zwingend nötig um zu überleben. Als die Hominiden jedoch begannen nach Europa und Asien zu wandern, wurde es schwierig, ohne die Wärme die ein Feuer bot, den Winter zu überleben. Dies dürfte eine der Hauptmotivationen für die Hominiden dafür gewesen sein Feuer zu nutzen und erhalten und im Endeffekt selbst zu erzeugen.

Die Bedeutung des Feuers beim Schutz vor Fressfeinden ist jedoch vielleicht nicht sofort klar. Das Leben in der Savanne Afrikas war aufgrund der geringen Baumbestände für die Hominiden sehr unsicher. Während sie sich normalerweise bei Gefahr auf Bäume zurückgezogen haben, war dies in der Savanne nicht möglich. Somit wurden die Hominiden vor allem Nachts zu einer leichten Beute für Tiere wie Leoparden, Löwen und Hyänen. Feuer hielt diese Raubtiere auf Abstand und gewährleistete somit die Sicherheit der Hominiden.

Wann der Frühmensch begann seine Nahrung mit/am Feuer zuzubereiten ist unklar. Das liegt daran, dass Knochen häufig als Brennmaterial genutzt wurden. Deshalb sind Knochen, die eindeutig Spuren von Feuerexponierung zeigen nicht zwingend Knochen, deren anhaftendes Fleisch gebraten und dann gegessen wurde. Eigentlich wurde Fleisch roh gegessen und es war auch keinesfalls notwendig es zu braten. Es wird vermutet, dass bei der Verbrennung von Knochen das Braten von Fleisch entdeckt wurde und später praktiziert wurde, obwohl dies nicht nötig war. Im Laufe der Zeit wurde das braten von Fleisch trotz der fehlenden Notwendigkeit üblich und daraufhin bildete sich das Gebiss so weit zurück, dass der Verzehr von rohem Fleisch heute nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Allerdings dürften durch das Feuer verschiedene Dinge für die Hominiden essbar geworden sein, die es vorher nicht waren. Dazu zählen z.B. einige sehr harte Samen/Nüsse.

 

Alles in allem kann man sagen, dass das Feuer für den Frühmenschen vor allem eine Schutz- und Wärmefunktion hatte und so die Verbreitung der Hominiden in Europa erst ermöglicht hat und einen großen Beitrag zum Überleben dieser Arten geleistet hat. Die Zubereitung von Essen war eher von nachrangiger Bedeutung und hat sich wohl zufällig entwickelt. Dazu kommt noch, dass das Feuer als Wärmequelle und Schutzort ein Versammlungsplatz wurde und die Entwicklung der Sprache dadurch zumindest begünstigt haben wird.

 

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