Name: Carolin Balzer, 2018-01

 

Bei der Einführung der ersten Bluttransfusionen beim Menschen im 19. Jahrhundert traten teilweise schwerwiegende Komplikationen auf.
Um die Ursache dieser Komplikationen ausfindig zu machen, untersuchte der Österreicher Karl Landsteiner 1901 verschiedene menschliche Blutproben und deren Verhalten zueinander.
Bei seinen Untersuchungen trennte Landsteiner die Blutproben in zellfreie Plasmaflüssigkeit, das Blutserum, und in feste Bestandteile, die Blutzellen, welche sich zu mehr als 90% aus roten Blutkörperchen (= Erythrozyten)  zusammensetzen. Durch das Vermischen der unterschiedlichen Blutseren mit den jeweils fremden roten Blutkörperchen entdeckte er, dass sich Klumpen (=Agglutinate) herausbilden und somit eine Verklumpungsreaktion (= Agglutination) stattfindet. Diese Verklumpungsreaktionen führen zu schweren organischen Verletzungen oder sogar zum Tod.


Jedoch kam es nicht bei jeder Blutvermischung zu einer Agglutination. Dies lieferte Landstein den Beweis, dass es verschiedene Blutgruppen geben muss.
Mit der Einführung des AB0-Systems bezeichnete der Arzt die Gruppen mit A, B und 0.  Erst später wurde die Existenz der Blutgruppe AB bewiesen. Neben den vier verschiedenen Blutgruppen beinhaltet das AB0-System drei unterschiedliche Blutgruppenantigene: A; B und H.
Das verantwortliche Gen, welches für die Herausbildung der Blutgruppenantigene verantwortlich ist, liegt auf dem Chromosom 9. Dieses besitzt die Allele A, B und  0. Sobald mehr als zwei Allele pro Gen vorhanden sind, handelt es sich um multiple Allelie. Dies ist beim AB0-System der Fall.
Die Blutgruppenmerkmale sind von Kohlenhydratketten abhängig, welche an Lipiden oder Proteinen der Zellmembran der roten Blutkörperchen befestigt sind. Die so entstehenden Glycolipide oder Glycoproteine haben durch ihre Antigeneigenschaften eine äußere Ausrichtung.


Sobald fremde Blutzellen in der Plasmaflüssigkeit einer unverträglichen Blutgruppe vorhanden sind, werden diese von den Antikörpern des Immunsystems des Blutempfängers als Fremdstoffe wahrgenommen. Diese Fremdstoffe werden durch die Antikörper agglutiniert. Anschließend zersetzen die Fresszellen des Empfängers die entstandenen Blutzellklumpen.
Die Blutgruppensubstanz H, oder auch Glycolipid genannt, wird durch Enzyme synthetisiert. Diese Substanz bildet den Vorläufer der Antigene A und B.
Es entstehen zwei Antigene (A und B), da die Allele des Gens für zwei unterschiedliche Enzyme codieren. Bei der Blutgruppe 0 bleibt das Antigen H aufgrund eines inaktiven Allels unverändert. Deshalb besitzt die Gruppe 0 keine Antigene.

Der Mensch besitzt jeweils zwei Allele des AB0-Systems. Bei der Blutgruppe AB sind beide Enzyme (A und B) aktiv und synthetisieren somit die beiden Antigene A und B. Beide Allele, also A und B, haben also eine gleichwertige Ausprägung und sind somit kodominant zueinander.
Die Allele A und B gibt es in zahlreichen Abwandlungen: A1, A2, A3, B1 und B2.
Des Weiteren liegt bei der Vererbung der Blutgruppen eine Dominanz der beiden Allele A und B über dem Allel 0 vor. Wenn ein Mensch folglich den Genotypen A0 oder B0 besitzt, hat er phänotypisch die Blutgruppe A oder B.


Landsteiner entdeckte neben den Blutgruppen eine andere Bluteigenschaft. 1940 sprach man erstmals vom Rhesusfaktor. Dabei kann ein Mensch entweder Rhesus-positiv (Rh+) oder Rhesus-negativ (Rh-) sein. Menschen mit einem positiven Rhesusfaktor besitzen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen das Antigen D. Da der Rhesusfaktor dominant vererbt wird, kommen sehr häufig die Genotypen DD oder Dd zustande. Durch diese Dominanz besitzen etwa 85% der europäischen Bevölkerung einen positiven Rhesusfaktor. Beim negativen Rhesusfaktor handelt es sich um den Genotypen dd. Dieses Blut beinhaltet keine Antikörper gegen das Antigen D.
Sobald Blut mit positivem Rhesusfaktor auf Rhesus-negatives Blut übertragen wird, werden im eigentlich Rhesus-negativen Blut nun auch Antikörper gebildet.

 

(Phänotyp)

Genotyp Antigen auf den roten Blutkörperchen Antikörper im Blutplasma Verteilung in Europa
A AA / A0 A Anti-B 43%
B BB / B0 B Anti-A 14%
AB AB A und B - keine - 6%
0 00 - keine - Anti-A und Anti-B  37%



Das Blut der Blutgruppe 0 gilt als Universalspenderblut, da es fast allen Menschen gespendet werden kann, ohne eine Agglutination beim Empfänger auszulösen.
Menschen mit der Blutgruppe AB sind Universalempfänger. Sie können das Blut jeder Blutgruppe aufnehmen.