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Der Ursprung von bestimmten Verhaltensweisen bei Tier und Mensch kann in zwei unterschiedlichen Bereichen liegen. Man unterscheidet die direkten Ursachen, die proximaten Ursachen von den indirekten, den ultimaten Ursachen.

 

a) Proximate Ursachen von Verhalten

Proximate Ursachen erklären, wie ein Reiz ein direktes Verhalten hervorruft. Wesentlichen Einfluss haben dabei unmittelbare Gründe wie zum Beispiel innere Bedingungen, also physiologische (also stoffwechselbedingte) Ursachen, die im Tier oder Menschen selbst liegen (zum Beispiel dem Hormonspiegel, genetische Ursachen oder auch entwicklungsbiologische Mechanismen), bzw. aus seiner Umgebung kommen. Sie werden durch äußere Einflussfaktoren wie z.B. der Jahreszeit beeinflusst. Durch Schlüsselreize können proximate Handlungen leicht ausgelöst werden.

Dazu gehören auch Faktoren, welche die Wahrnehmung beeinflussen sowie die Reaktionen auf Schlüsselreize, soziale Bedingungen und weitere endogene und exogene Faktoren, die die Handlungsbereitschaft beeinflussen.

 

b) Ultimate Ursachen von Verhalten

Die ultimaten Ursachen des Verhaltens beziehen sich in der Regel auf evolutionsbiologische Grundlagen, deren Nützlichkeit dem Erhalt der ganzen Art, oder zumindest der Gruppe der Verwandten dient. Diese Ursachen dienen dem Erhalt der Art und werden eher durch das Kosten-Nutzenverhältnis aus Sicht der Weitergabe des eigenen Erbguts getroffen. Ultimate Ursachen erhöhen die Fitness, also den Reproduktionserfolg eines Tieres. Zu den ultimaten Ursachen gehört damit auch der Anpassungswert (an die Umwelt und die ökologische Nische) eines Verhaltens.

Obwohl die Auswirkungen des ultimaten Verhaltens dem Arterhalt dienen, wird sich stets auf das Individuum bezogen und um dessen Befriedigung nach Fortpflanzung und Weitergabe der eigenen Gene.

 

Nahrungsaufnahme bei Blaumeisen: Welche Verhaltensanteile sind dabei proximat und welche sind ultimat?

Blaumeise, Winterfütterung

Blaumeise beim Fressen an der Futterstelle: Hunger löst proximates Verhalten aus!
Das Überleben des Winters ist aber ein ultimates Ziel, da so im Frühjahr die nächste Generation an Blaumeisen entstehen kann.

 

Beispiele für Verhalten mit proximaten und ultimaten Anteilen

  • Röhren des Rothirsches während der Brunftzeit:
    Dieser Rothirsch lebt mit seinem Rudel zusammen, welches nur aus Weibchen und den jüngeren Männchen besteht. Ältere Männchen, die ihm die Position als Rudelanführer streitig machen würden, hält er auf Distanz. Das Röhren lockt weitere Weibchen an und warnt andere Männchen. Somit ist dieses Verhalten zum Teil ultimat, da Gene in die nächste Generation gegeben werden sollen, aber auch proximat, da das Fortpflanzungsverhalten hormongesteuert ist.

 

  • Eisvogel bei der Jagd
    Dieser Eisvogel hat sein Nest in einer versteckten Lehmhöhle gebaut und fliegt nun unentbehrlich zwischen dem Nest und dem Weiher, um Fische für den Nachwuchs herbei zu schaffen. Damit potentielle Verfolger und Nesträuber nicht den Nachwuchs finden, landet der Eisvogel ca. 4m vor dem versteckten Nest und beobachtet zuerst die Umgebung und sucht diese nach potentiellen Feinden ab. Der proximate Anteil ist auch hier gering. In erster Linie geht es dabei um den eigenen Schutz. Der ultimate Anteil überwiegt, da es darum geht, den Nachwuchs mit hochwertiger Nahrung zu versorgen und so möglichst vielen Jungvögeln das Überleben zu ermöglichen.

Eisvogel mit Beute im Maul

Eisvogel mit gefangener Nahrung, die nun ins versteckte Nest gebracht wird.