Der Homo Sapiens
Der Name "Homo Sapiens"
- Erstmals 1758 von Carl von Linné als Homo sapiens ("weiser Mensch") bezeichnet und zu den Primaten geordnet
- Zeitweise auch Homo sapiens sapiens genannt → der "moderne Mensch" oder der "Jetztmensch"
möglicher Stammbaum des Homo sapiens
Herkunft
- Ältester Fund: Homo sapiens idaltu vor 160.000 Jahren in Äthiopien
- Entwicklung in Afrika, dann zuerst Naher Osten, dann Südasien und wahrscheinlich vor ~ 50.000 bis 60.000 Jahren nach Australien (folgten dem Verlauf der Küsten); dann Zentral- und Ostasien, beide Teile Amerikas und Europa
- Genetische Spuren jedoch sehr verwischt aufgrund von Wanderungsbewegungen nach Amerika ab 1492
- Zwei gegensätzlich Theorien zur Verbreitung des Menschen:
- Multiregionale Hypothese: Der moderne Mensch habe sich aus den Nachkommen des Homo erectus an mehreren Stellen der Welt in kontinuierlichem Genaustausch mit neuen Einwanderern zum Homo sapiens entwickelt
- „Out-of-Africa“-Theorie: Ursprünglich nur auf Homo erectus bezogen, wird aber auch auf den Homo sapiens angewendet: der Homo sapiens habe sich in Afrika entwickelt und sich von dort aus über Asien und Europa ausgebreitet, später dann über Australien und Amerika → gemeinsame Vorfahren aller Völker der Erde in Afrika; zweite Besiedelung des frühmodernen afrikanischen Sapiens-Auswanderers so wie der Homo erectus vor Homo sapiens, auch das Leben der frühen Homo sapiens - (u.a. Cro-Magnon-Mensch)
Schädel von Homo sapiens
Anatomie
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Greifhände mit gegenüberstellbarem Daumen
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Flache, kurze Nägel
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Füße mit Großzeh → kein Greifzeh mehr
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kurze, breite Hüftknochen: Ansatz für Hüftmuskeln, um den Körper beim Gehe zu halten und zu balancieren
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ähnlich gestaltete Ohrmuscheln
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relativ großes Hirnvolumen ~ 1100-2000 cm³
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nach vorne gerichtete Augen → Raumsehen
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Gebiss hat gleichen Aufbau wie bei Menschenaffen
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46 Chromosomen
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verschieden Blutgruppen: A, B, AB, 0
Aufrechter Gang
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obwohl der Homo sapiens nicht der einzige der Primaten ist, der aufrecht gehen kann, ist er der einzige, der es gewohnheitsmäßig tut
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Vorteile:
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weiteres Blickfeld: bessere Chancen, Fressfeinde schneller zu erkennen und sich auf beispielsweise Bäume zu retten
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vergrößert das Bedrohungspotential gegenüber Konkurrenten und Raubfeinden
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dient sexuellem Imponiergehabe
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Nutzung von Nahrung auf Bäumen
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verringert die Angriffsfläche der Sonne und verbessert die Wärmeregulation eines schwach behaarten Körpers: Wind hat mehr Angriffsfläche, um zu kühlen
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ermöglicht Nutzung der Hände zur Herstellung und zum Gebrauch von Werkzeug sowie für den Transport von Nahrungsmitteln → neue angepasste Verhaltensänderungen möglich, wie z.B. die Entstehung familiärer Strukturen
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Ursache: Verschiedene Vorteile im Zusammenhang mit der Nahrungsbeschaffung, Werkzeugherstellung und - gebrauch sowie dem Sozialverhalten
Werkzeuge und Erfindungen des Homo sapiens
- schon vor der Verbreitung erlernte er bereits vor dem Neandertaler: die Verwendung von Ocker als Farbpigment, Bootsbau, Fischfang mit Hilfe von Netzen und Reusen, die Fähigkeit, Getreide zwischen zwei Reibsteinen zu quetschen, Tauschhandel
- Erfindung der Nadel
- Domestikation des Hundes
- Höhlenmalerei
- erste Keramikfiguren und Elfenbeinschnitzereien
- Speerwerfer "Atlatl"
- Pfeil und Bogen
- Anbau von Getreide
- Domestikation von Pflanzen und gleichzeitig die Verwendung von Tieren als Fleichlieferanten
- Sesshaftigkeit führt zu größeren Siedlungen
- Töpferdrehscheibe und Rad
siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Urgeschichte; http://www.zum.de/Faecher/Materialien/beck/13/bs13-39.htm
=> Die Erfindungen und Werkzeuge des Homo sapiens erweitern sich ständig und sind noch lange nicht abgeschlossen. Der technische Fortschritt spielt dabei eine wichtige Rolle.
Menschwerdung durch energiereiche Nahrung
- nach der Perfektion des aufrechten Ganges setzt das Wachstum des Gehirns ein
- Mit der Gattung Homo (vor 2 Mio Jahren) beginnt die rasante Größenzunahme
- => eine beträchtliche Ernährungsumstellung ist notwendig, denn pro Gewichtseinheit setzt Hirnmasse 16 mal so viel Energie um, wie Muskelgewebe
- => Menschen haben einen größeren Ruheumsatz als andere Säugetiere
Anteil der Nahrungsverwertung von Gehirn:
Affe: 8 - 10%
Mensch: 20 - 25%
Es entstehen mehrere Thesen zur Erklärung der Größenzunahme des Gehirns:
- Der aufrechte Gang habe eine bessere Kühlung des Gehirns durch den Blutfluss ermöglicht. Zuvor habe das hitzeempfindliche Gehirn nicht wachsen können.
- Reichhaltigere Nahrung förderte das Gehirnwachstum
Der Fleischkonsum bei der Gattung homo wuchs (Fleisch liefert mehr Energie, die zum Aufbau von Gehirnmasse notwendig ist, als vegetarische Kost)
Schädel Australopithecus
Schädel Homo sapiens
Australopithecus | Homo Sapiens |
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Durch den folgenden Klimawandel herrschte ein starker Selektionsdruck. Die fortschreitende Austrocknung schränkt das Angebot an leicht essbarer vegetarischer Kost enorm ein.
=> Artaufspaltung der Hominiden
↓ Australopithecus entwickeln anatomische Anpassungen → Können von schwer kaubarer Pflanzenkost leben |
↓ Gattung Homo Nutzung des Fleischangebotes der Savannen → Aufwertung der Versorgung mit energiereicher Nahrung |
- größere Gehirne befähigen zu komplexerem sozialen Verhalten
→ Verbesserung der Taktiken zur Nahrungsbeschaffung
→ Auswanderung aus Afrika
→ Erfindung des Faustkeils (vor 1,4 Mio Jahren)
Vergleich der Ernährung verschiedener Völker:
Kulturform |
tägliche Gesamtenergiezufuhr in Joule (bzw. Kilokalorien) |
Prozent der Energie aus Tierprodukten | Prozent der Energie aus Pflanzenprodukten | Gesamtcholesterin-spiegel | BMI |
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Jäger-Sammler: Kung (Botswana) Inuit (Nordamerika)
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8800 (2100) 9850 (2350)
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33 96
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67 4
|
121 141
|
19
24 |
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Hirten & Viehalter: Turkania Evenki
|
5900 (1400) 11850 (2820) |
80 41 |
20 59 |
186 142 |
18 22 |
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Ackerbauern: Quechua
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8400 (2000) | 5 | 95 | 150 | 21 | |
Industrieland: USA |
9450 (2250) | 23 | 77 | 204 | 26 |
Evolution der Hautfarben
- Als die frühen Hominiden die Körperbehaarung verloren, bekamen sie dunkle Haut, eine Adaption an ihren Lebensraum (Savanne).
- Die Pigmentierung entstand nicht zum Schutz vor Hautkrebs sondern eher zum Schutz vor Folsäureabbau durch UV-Strahlung
- Folsäuremangel steigert das Risiko für Fehlentwicklungen in der Schwangerschaft und bringt Impotenz
- In höheren Breiten jedoch muss die Haut heller sein. Denn UV-B Licht setzt in der Haut die Synthese von Vitamin D in Gang, dass für den Knochenaufbau eine hohe Bedeutung hat.
- Frauen sind von Natur aus etwas heller als Männer. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit benötigen Frauen für das Kind außerordentlich viel Calcium und Vitamin D.
- Heutzutage migrieren viele Menschen. Sie leben nicht mehr in den Gegenden, an die ihre Hautfarbe angepasst ist. Für sie ist das Risiko, DNA- und Hautschäden zu erleiden erhöht.