Name: Katrin Pazynin, 2015

 

I Territorium/ Revier:

Der Begriff Territorium bedeutet Gebiet, wohingegen das Revier speziell ein abgegrenztes Gebiet meint. Ein Lebensgebiet wird von den einzelnen Individuen dabei in unterschiedliche Zonen aufgeteilt. Die Ruhezone befindet sich zumeist im Zentrum des Reviers und ist damit der Ort, an dem sich ein Lebewesen am meisten aufhält. Hinzu kommen Bereiche, die der Jagd beziehungsweise im Fall von Pflanzenfressern der Nahrungssuche dienen. Zudem gibt es beispielsweise Zonen, die für die Fortpflanzung und Aufzucht von Nachkommen gedacht sind. Dabei ist die Aufteilung des Gesamtreviers abhängig von dessen Größe und von der jeweiligen Art des Lebewesens, das dieses Gebiet behaust.

 

II Einzel- und Gruppenreviere

Einzelreviere werden zum Beispiel von Bären, Luchsen und Dachsen beheimatet. Überdies leben auch alte und ausgestoßene Tiere ohne eine Gruppe in solchen Revieren. Diese Einzelgänger suchen den Kontakt zu ihren Artgenossen nur zur Paarungszeit, ehe sie wieder getrennte Wege einschlagen. Verschiedene Einzelreviere können dabei überlappen. Beispielsweise sind die Reviere von Auerhühnern im Naturpark Bayrischer Wald 100 bis 400ha groß, weswegen vor allem Gebiete, welche einen relativ großen Abstand zur Ruhezone haben, überlappen können. Zudem ist das Besetzen von Revieren abhängig vom Geschlecht. Im Gebiet eines einzelnen Buntbarschmännchens dürfen sich aus diesem Grund mehrere Weibchen aufhalten. Dabei teilen die Weibchen das Gebiet des Männchens untereinander auf, so dass ein Weibchen nicht gefahrlos in das Revier des anderen eindringen darf.

Gruppenreviere werden hingegen von Herden (z.B. Pferde), Rudeln (z.B. Wölfe) und anderweitigen Gruppierungen behaust. Auch Paare leben in dieser Art von Revieren, wie es bei Singvögeln der Fall ist.
Zur Gruppenbildung kommt es, indem meistens ein Männchen alle übrigen männlichen Artgenossen vertreibt und mit seinem Nachwuchs ein gewisses Territorium für sich beansprucht. Bei Platzmangel kann es auch zum Vertreiben anderer Arten kommen. Innerhalb der Gruppe etabliert sich eine Rangordnung. Damit ist das Ausbilden von sozialen Unterschieden zwischen Gruppenmitgliedern gemeint. Zum einen gibt es dominante und zum anderen unterlegene Individuen, was sich durch Körpersprache und Laute äußert. Zumeist gibt es einen Herrscher beziehungsweise ein Herrscherpaar. Bei den anderen Gruppenmitgliedern handelt es sich um die Untergebenen. Es entwickelt sich eine lineare Hierarchie, deren Stufen mit Hilfe des griechischen Alphabets unterschieden werden (α, ß,…, Ω). Den Alphatieren obliegt die Kontrolle über alle anderen. Die Betas müssen sich zwar dem Willen der Alphas beugen, jedoch dürfen sie den Individuen, welche unter ihnen in dieser Hierarchie stehen, Befehle erteilen. Die Omegas haben jedoch nicht das Recht, Befehle zu geben, da sie am Ende dieser Kette stehen.

 

III Revierverhalten

III.1 Markierverhalten:

Dieses Verhalten hat das Kennzeichnen des Reviers und besonders der Reviergrenzen als Ziel. Meistens handelt es sich um geruchliche Markierungen, welche mit Hilfe von Urin, Kot und Sekreten aus Duftdrüsen erfolgen. Insbesondere die Sekrete sind markant, da sie Pheromone (Hormone) enthalten. Dadurch werden Informationen wie Alter und Geschlecht an mögliche Eindringlinge und Fortpflanzungspartner weitergegeben.
Die Nachbarn akzeptieren sich für gewöhnlich, was als dear-enemy-Phänomen bezeichnet wird. Es hat den Vorteil, dass es energiesparend ist, da Kämpfe vermieden werden und das einzelne Individuum sie so auf die eigentlichen Gegner konzentrieren kann.

III.2 Drohverhalten

Nach dem Markieren eines Gebietes, muss das Revier verteidigt werden, wenn es nicht verloren gehen soll. Beispielsweise röhrt der Hirsch, was eine akustische Drohung ist. Eine optische Drohung ist zum Beispiel bei aufplusternden Vögeln zu sehen.

III.3 Kampfverhalten

Je tiefer ein Fremder oder Unerwünschter in das eigene Territorium eindringt, desto stärker wird er bekämpft. Die Kampfbereitschaft von Individuen ist im eigenen Revier größer, da sie unter anderem mit dem Terrain vertraut sind und etwas haben, was sich zu verteidigen lohnt. Zudem gibt es Kämpfe um Sexualpartner. Kommentkämpfe, gestellte Kämpfe, dienen hingegen zum Aufstieg oder Abstieg in der Rangordnung sowie dem Balz. Das Verletzungsrisiko ist bei diesen Kämpfen jedoch gering.

Das Revierverhalten ist an sich auch von äußeren Faktoren abhängig. Das Nahrungsangebot sowie der Platz können bestimmen, wie groß und begehrt einzelne Reviere sind. Auch die Jahreszeiten wirken auf die Individuen ein, so dass es während der Paarungszeit öfter als sonst zu Kämpfen zwischen Vertretern derselben Art und desselben Geschlechts kommt.
Der Vorteil eines ausgeprägten Revierverhaltens ist die Verbreitung einer Art über eine größere Fläche.

 
IV Beispiele

IV.1 Pferde

Pferdeherden in der freien Natur besitzen zumeist keine festen sondern momentane Reviere. Sie sind stark abhängig vom Nahrungs- und Wasserangebot. Je mehr Wasser und Nahrung vorhanden sind, desto fester werden die Reviere. Daraus folgt auch ein stärker werdendes Revierverhalten. Die einzelnen Pferde sind Eindringlingen gegenüber feindlicher und aggressiver gesinnt. Zugleich wird das gesamte Herdenkonzept loser, so dass sich die Herdenmitglieder nicht mehr allzu dicht beieinander aufhalten.

IV.2 Katzen

Die Größe der einzelnen Territorien ist abhängig davon, wie Katzen und Kater ihren Tagesplan gestalten und wie viel Nahrung vorhanden ist. Zum Nahrungsangebot zählen dabei auch Haushalte, in denen es Futter gibt. Im speziellen Fall von Katern ist es auch wichtig, wie viele paarungswillige Weibchen sich in diesem Territorium aufhalten und ob der Kater kastriert ist oder nicht.
In Katzenrevieren sind in erster Linie zwei Bereiche vorhanden: Die Schlafzone und das Jagdgebiet. Vor allem der Schlafplatz, welcher gegebenenfalls die Wohnung ist, wird von Katzen intensiv verteidigt. Die Jagdreviere von Katern können bis zu 40ha groß sein (bis zu 10X größer als bei Katzen). Diese Angaben treffen in erster Linie auf freilebende und halbwilde (z.B. auf einem Bauernhof) Katzen und Kater zu.
Hauskatzen zählen zu ihrem Revier zumeist das Haus, in dem sie leben, sowie den angrenzenden Garten und einige Nachbarshäuser.
Die Markierung des Reviers erfolgt mit Hilfe von Drüsensekreten, die in Drüsen im Kopf und in der Schwanzwurzel gebildet werden.
Außerdem ist auch eine zeitliche Revieraufteilung möglich, so dass der Kater von Nachbar A morgens in einem Territorium unterwegs sein kann, in welchem der Kater von Nachbar B zur Abendzeit unterwegs ist.

IV.3 Mensch

Ebenso wie andere Lebewesen ist auch bei Menschen der Drang, das eingenommene Gebiet zu verteidigen, vorhanden. Bei Menschen spricht man dabei eher von Territorialverhalten als von Revierverhalten. Mit Hilfe von Zäunen wird das eigene Grundstück abgegrenzt und damit gekennzeichnet. Zudem ist die Anwesenheit vieler Menschen auf kleinen Raum zumeist unangenehm und wird als Verletzung der Privatsphäre betrachtet.
Das Kampfverhalten äußert sich beispielsweise darin, dass Eindringlinge mit größerer Inbrunst bekämpft werden, als in einem Gebiet, welches nicht als Zuhause empfunden wird.

 

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