Chemie
- Details
- Zugriffe: 18821
Name: Valentina Trani, 2021-06
Organische Chemie: Fette/ fette Öle
Allgemein:
Fette bzw. fette Öle sind Naturalfette.
Allgemeine chemische Struktur von Fetten:
Zusatz: R1, R2, R3 sind Alkyl- oder Alkenylreste mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen.
Herstellung/Entstehung:
Fette entstehen durch Veresterung von Glycerin. Sie sind Ester langkettiger Carbonsäuren von Glycerin (= dreiwertiger Alkohol), welche häufig aus drei verschiedenen, hauptsächlich geradzahligen, unverzweigten Monocarbonsäuren (= Fettsäuren) bestehen. Das bedeutet, dass ein Glycerin-Molekül mit drei Fettsäuren gebunden werden kann und somit viele unterschiedliche Fette entstehen und existieren.
- Trivialnamen von Verbindungen dieser Art sind Triglyceride oder auch Triacylglycerine.
Trivialname von Glycerin ist Propan-1,2,3-triol - Fettsäuren sind organische Verbindungen, welche aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff.
Die bekanntesten Fettsäuren und ihre Strukturformeln:
Glycerin + 3 verschiedene Fettsäuren -> Triglycerid + Wasser
(siehe: Zusatz)
Eigenschaften:
Die physikalischen Eigenschaften eines Fettes (wie ungesättigt es ist) werden durch die Häufigkeit von Kohlenstoff- Doppelbindungen (C=C), aber auch durch die Länge einer Kohlenstoffkette bestimmt. Aufgrund der langen Fettsäureketten werden so die Sauerstoffatome in der Esterbindung isoliert, weshalb die Fette hydrophob (Wasser abstoßend) und damit schlecht löslich in Wasser sind.
Fette sind überwiegend geruchs- und geschmackslos, dennoch wirken sie als Aromaträger.
Zudem haben Fette eine Energiedichte von 37kJ/g (9kcal/g) und sind somit der wichtigste Energiespeicher für Menschen, Tiere sowie einige Pflanzen. In Pflanzen befinden sich Fette hauptsächlich in Samen oder Keinen, hingegen im tierischen Organismus im Fettgewebe.
Dies bedeutet, je länger die Fettsäure ist und je weniger Doppelbindungen sie hat, desto höher sind die Van-der-Waals-Kräfte!
Fette sind in zwei verschiedene Gruppen unterteilt: gesättigte und ungesättigte Fette. Sie sind Lipide, da die (lange) unpolare Kohlenstoffkette das kleine polare Zentrum überwiegt. Somit sind sie in unpolaren/lipophilen Lösungsmitteln wie z.B. in Benzol oder Ether löslich.
Gesättigte Fette:
Gesättigte Fette sind hauptsächlich tierischer Herkunft. Sie besitzen keine Doppelbindung und sind bei Raumtemperatur in der Regel fest (Fettstoffe -> Fette).
Herrscht eine parallele Anordnung der Fettsäuen, so besitzt die Verbindung höhere Van-der-Waals-Kräfte und somit einen höheren Schmelz- und Siedepunkt.
Ungesättigte Fette:
Ungesättigte Fette sind hauptsächlich pflanzlicher Herkunft. Sie besitzen keine Doppelbindungen und sind bei Raumtemperatur in der Regel flüssig (-> Fette Öle). Die ungesättigten Fette sind essentiell für die Ernährung, da Fette Öle sich nicht leicht in Körperfett umwandeln. Durch die in Fetten enthaltenen Fettsäuren mit Doppelbindungen entsteht eine Art „Knick“. Dieser „Knick“ verhindert das ebenmäßige übereinanderlegen der Fettsäuren, sodass zwischen Ihnen ein größerer Abstand als bei den gesättigten Fetten herrscht. Dadurch wird die Ausbildung von Van-der-Waals-Kräfte enorm beeinträchtigt, sodass es nicht mehr zur Ausbildung dieser Wechselwirkungen kommt. Es ist also viel weniger Energie notwendig (Raumtemperatur reicht aus), um den Aggregatzustand von fest zu flüssig zu ändern, aufgrund der geringeren Wechselwirkungen, die überwunden werden müssen. Folglich ist die Schmelz- und Siedetemperatur niedriger als bei gesättigten Fetten. Achtung: Im Kühlschrank jedoch, flocken einige Pflanzenöle aus, da sie dabei ihren Schmelzpunkt erreichen, wie zum Beispiel Olivenöl.
Des Weiteren werden ungesättigte Fettsäuren unterteilt in cis- Fettsäuren (auch Z- Fettsäuren genannt) sowie trans- Fettsäuren (auch E-Fettsäuren genannt) unterteilt. Die natürlichen Fettsäuren sind die cis-Fettsäuren und kommen somit häufiger vor. Dadurch, dass es cis-Glyceriden nicht möglich ist sich parallel anzuordnen, haben sie schwächere Van-der-Waals-Kräfte und folglich eine geringere Schmelz- und Siedetemperatur. Wenn eine Fettsäure mehrere Doppelbindungen in der cis-Konfiguration besitzt, so werden sie häufig durch eine Methylengruppe (-CH2 -) voneinander getrennt.
Verwendung:
In der Natur dienen Fette vor allem als Energiespeicher und Reservestoff. Außerdem sind sie Wärmeisolierungsstoffe und Polsterstoffe für Organe, Muskulatur und das Nervensystem. Dementsprechend sind Fette ein fester Bestandteil der Zellmembran und somit lebensnotwenig für Menschen, Tiere und Bakterien. Fette sind zudem auch ein wichtiger Zeil in Stoffwechselprozessen.
In der Tierwelt sind die Gefieder der Vögel oder das Fell der Säugetiere eingefettet und dienen somit als eine wasserabweisende Membran.
Fette Öle und Fette werden häufig als Nahrungsmittel verwendet, wie zum Beispiel Butter, Sahne oder Wurstwaren, welche reich an gesättigten Fettsäuren sind oder auch Lachs, Hering oder Makrele, welche wiederum reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Ebenfalls können tierische Fette auch direkt aus den Fettgeweben geschmolzen werden, woraus unteranderem Talg oder auch Schmalz gewonnen wird. Die in vielen Haushalten vorzufindende Margarine ist ursprünglich tierischer Herkunft, wird heute hingegen aus gehärteten und ungehärteten Pflanzenfetten hergestellt.
Allerdings werden Fette und Fette Öle auch technisch eingesetzt, zum Beispiel als Schmierstoff in der Industriebranche. In der chemischen Industrie gewinnt man durch Hydrolyse der Ester Fettsäuren, welche zur Waschmittelproduktion dienen.
Sonstige Informationen:
Um einen Fettgehalt in Lebensmitteln zu bestimmen, werden lipophile Lösemittel extrahiert.
- Organische Chemie: Fetthärtung und Margarineherstellung
- Organische Chemie: Fettsäuren
- Organische Chemie: Fischer-Projektion und die Umwandlung in die Haworth-Projektion
- Organische Chemie: Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW)
- Organische Chemie: Fruchtsäuren
- Organische Chemie: Fructose
- Organische Chemie: Galactose (!)
- Organische Chemie: Glucose (Traubenzucker)
- Organische Chemie: Glycogen (tierische Stärke)
- Organische Chemie: Glycosidische Bindung
- Organische Chemie: Gummi und Kautschuk
- Organische Chemie: Halogenalkane (!)
- Organische Chemie: Homologe Reihe der Alkane (!)
- Organische Chemie: I-Effekte
- Organische Chemie: Insulin
- Organische Chemie: Isobuten
- Organische Chemie: Isomaltose & Maltose als typische Disaccharide
- Organische Chemie: Isomerieformen
- Organische Chemie: Kerosin und Schweröl als Erdölbestandteile
- Organische Chemie: Keto-En(di)ol-Tautomerie bei Monosacchariden
- Organische Chemie: Kohle und Graphit
- Organische Chemie: Kohlenhydrate - Disaccharide
- Organische Chemie: Kunststoffe I - Allgemeines und radikalische Polymerisation
- Organische Chemie: Kunststoffe im Vergleich: Thermoplaste
- Organische Chemie: Lactose
- organische Chemie: Löslichkeit von organischen Verbindungen (polare und apolare Lösungsmittel)
- Organische Chemie: Mechanismus Veresterung
- Organische Chemie: mehrwertige Alkohole (Alkanole)
- Organische Chemie: Methan
- Organische Chemie: Nachweis von Proteinen (Ninhydrin-Reaktion)
- Organische Chemie: Nachweise für ungesättige Fettsäuren
- Organische Chemie: Nitril als wichtiger Kunststoff
- Organische Chemie: Nomenklatur und Benennung von organischen Kohlenwasserstoffen
- Organische Chemie: Nukleophile Addition
- Organische Chemie: Nukleophile Substitution
- Organische Chemie: Optische Aktivität
- Organische Chemie: Oxidation und Reduktion von Aldehyden
- Organische Chemie: Oxidation von Alkoholen
- Organische Chemie: Oxidation von Glucose mit Methylenblau (blaues Wunder)
- Organische Chemie: Pektine
- Organische Chemie: Petrochemie
- Organische Chemie: Plexiglas als Kunststoff
- Organische Chemie: Polare und apolare Lösungsmittel und Lösungmitteleigenschaften (!)
- Organische Chemie: Polykondensation von Nylon
- Organische Chemie: Polysaccharide
- Organische Chemie: Propan
- Organische Chemie: Radikalische Substitution
- Organische Chemie: Reaktionsmechanismen der organischen Chemie (Übersicht)
- Organische Chemie: Redoxreaktionen und Oxidationszahlen bei organischen Verbindungen
- Organische Chemie: Saccharose
- Organische Chemie: Schmelz- und Siedebereiche von Fetten und Ölen
- Organische Chemie: Schmelz- und Siedepunkte von Alkanen und Alkenen
- Organische Chemie: Schmerzmittel
- Organische Chemie: Spiegelbildisomerie (Stereoisomerie)
- Organische Chemie: Stärke (Amylose und Amylopektin)
- Organische Chemie: Struktur- und Eigenschaftsbeziehungen bei organischen Kohlenwasserstoffen
- Organische Chemie: Tenside
- Organische Chemie: Titration von Glycin
- Organische Chemie: Typen von Carbonsäuren
- Organische Chemie: Verbrennung von Alkanen und CO2-Emission
- Organische Chemie: Vergleich von Siedepunkten bei Alkanen, Alkanolen, Aldehyden und Carbonsäuren
- Organische Chemie: Verseifung
- Organische Chemie: Viskosität
- Organische Chemie: Was ist Organische Chemie?
- Organische Chemie: Zusammensetzung von Waschmitteln
- Organische Chemie: Zusammensetzung von Waschmitteln und deren Funktion
- Organische Chemie: Zwischenmolekulare Kräfte und Anziehungskräfte zwischen Molekülen
- Physikalische Chemie: Die Grundlagen der Thermodynamik